Spricht man von Kindern, die mehrsprachig aufwachsen, so unterscheidet man zum einen den „Bilingualen Erstspracherwerb“ sowie den „Frühen Zweitspracherwerb“.
Kinder im bilingualen Erstspracherwerb lernen von Geburt an zwei Sprachen, quasi eine Mutter- und eine Vatersprache, wobei eine Sprache meist der Umgebungssprache entspricht. In beiden Sprachen durchläuft das Kind die gleichen sprachlichen Stufen, wobei sich beide Sprachen jedoch nicht im Gleichgewicht entwickeln müssen. Auch das Mischen der Sprachen ist nicht untypisch. Die Kinder im frühen Zweitspracherwerb wachsen meist bis zum Eintritt in die Kita überwiegend in ihrer Familiensprache auf, die nicht die Umgebungssprache ist. Dabei ist es nicht unüblich, dass diese Kinder die „neue“ Sprache vorerst nicht aktiv nutzen. Diese sogenannte „Schweigephase“ kann bis zu 6 Monate andauern.
Woran erkennt man nun mehrsprachig aufwachsende Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung (SES)?
Es gibt verschiedene Indikatoren, die eine verzögerte Sprachentwicklung vermuten lassen.
- Die Art der grammatischen Fehler kann ein Indiz sein.
- Es zeigen sich sprachliche Auffälligkeiten in allen Sprachen, die das Kind erlernt.
- Auffällig ist, wenn das Kind nach 12 Monaten noch keinen Hauptsatz, wie „Paul isst eine Banane.“ produziert. (gilt für „frühen Zweitspracherwerb“)
- Ein verspäteter Sprachbeginn in der Erstsprache (erste Wörter mit 18 Monaten oder später) kann ein Indiz auf eine SES sein.