Myofunktionelle Störung - Was ist das? Das Gleichgewicht zwischen den Muskeln (myo=Muskel) der Zunge, der Lippen und der Wangen und der festen Strukturen wie Kiefer, Zähne und Gaumen im Mundraum ist gestört.
Eine zentrale Rolle spielt die Zunge, die normalerweise in Ruhelage hinter den oberen Schneidezähnen auf dem erhabenen Teil des harten Gaumens liegt und ebenso wie beim korrekten Schlucken nicht die Zähne berührt. Das ist wichtig, da wir durchschnittlich zweimal pro Minute Schlucken und die Zunge in Summe dabei sehr viel Kraft ausübt.
Drückt die Zunge konstant vorn und/oder seitlich gegen die Zähne kann es zu Zahnfehlstellungen oder sogar Kieferverformungen kommen. Was ursächlich für ein fehlerhaftes Schluckmuster und/oder die inkorrekte Zungenruhelage verantwortlich ist, kann dabei nicht immer geklärt werden. Eine Zahnlücke/-fehlstellung kann dazu führen, dass sich die Zunge beim Schlucken oder auch in der Ruhelage dorthin orientiert. Andererseits kann das fehlerhafte Schluckmuster Ursache für die Zahnfehlstellung sein.
Nicht selten beeinflussen bestimmte Lutsch- und Sauggewohnheiten das Muskel-Struktur-Gleichgewicht im Mundraum ungünstig.
Eine weitere Problematik der myofunktionellen Störungen sind ein fehlender Mundschluss und eine Mundatmung. Liegt die Zunge in Ruhe zwischen oder an den Zähnen und schließen die Lippen nicht, wird häufig nicht durch die Nase geatmet, was zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führen kann. Hier ist durch einen HNO-Arzt/Ärztin abzuklären, ob Polypen und/oder Mandeln überproportional vergrößert sind und eine ungehinderte Nasenatmung möglich ist.
Auch Artikulationsstörungen sind im Zusammenhang mit myofunktionellen Störungen zu beobachten. Um Laute korrekt bilden zu können, ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Muskeln im Mund- und Rachenraum notwendig. Ist das Muskelgleichgewicht gestört, kann die Zunge auch beim Sprechen zu weit nach vorn rutschen gegen oder zwischen die Zähne, wie z.B. beim Lispeln.
In der myofunktionellen Therapie werden unphysiologische Funktionsmuster abgewöhnt und physiologische Schritt für Schritt eingeübt. In Abhängigkeit der Auswirkungen der myofunktionellen Störung stellt der behandelnde (Kinder-)arzt/ärztin, HNO-Arzt/Ärztin oder Kieferorthopäde/Kieferorthopädin eine Heilmittelverordnung für Sprachtherapie/myofunktionelle Therapie aus.